François Joseph Bonanomi 1823 - 1892


Gerichtsakten


Mein Urgrossvater, François Joseph Bonanomi, geb. 8. Mai 1823, gest. 8. April 1892, (in meinem Buch "Stammbaum-Bonanomi" Nr. 32). 

 

Von François Joseph Bonanomi gibt es sehr viele Dokumente. Ich habe diese nach Themen geordnet und für jedes Thema eine Webseite erstellt.

 

Bei den Personen gebe ich jeweils eine Nummer an. Diese Nummer bezieht sich auf die Nummer in meinem Buch "Stammbaum Bonanomi".

 

Meine Hauptseite: Hier findet man Links zu weitern Seiten von François Joseph Bonanomi (32) und zu anderen Verwandten.

 


1851.12.14 Verteidigungsschrift fĂĽr Germain Imhoff, Joseph Bonanomi (32) und Joseph Rais

3 lose Blätter Breite 22,1 cm, Höhe 35,5 cm, beidseitig beschrieben und nummeriert mit den Seitenzahlen 1 bis 6.

 

Das Dokument gehört Ch. K. (332).

 

Ich habe den Text ĂĽberflogen und verstehe nicht, um was es geht. Was klar ist: 

  • Es handelt sich um einen Entwurf, der im Namen der drei im Titel erwähnten Personen verfasst worden ist.
  • In der Einleitung steht, dass der "Conseil exĂ©cutif" dem "Cour d'appel et de cassation" beantragt, die drei erwähnten Professoren am Collège de DelĂ©mont zu entlassen.
  • Alle drei Personen sind in ihrer Lehrtätigkeit bereits suspendiert worden. Es wird ihnen Wahlbetrug ("fraude Ă©lectorale") vorgeworfen. Ferner ist die Rede von einer Immobilie. 
  • Der Verteidigungsschrift werden beigelegt: Leumundszeugnisse des Gemeinderates von DelĂ©mont vom 7.12.1851, sowie Fähigkeitszeugnisse ("Certificat de capacitĂ©") des Collège de DelĂ©mont vom 6.12.1851.
  • François Joseph Bonanomi (32) und zwei seiner Professoren-Kollegen haben offenbar etwas verbrochen, was zu tun hat mit Wahlbetrug, mit einer Immobilie und mit einem Gesetz, das am Tag nach dem "Verbrechen" geändert worden ist. Zudem sei das Vergehen, das ihnen vorgeworfen wird, nach altem Recht noch zulässig gewesen.  
  • Ferner wird erwähnt ein "jugement de police, lors d'une promenade Ă  Moutier avec la sociĂ©tĂ© de chant de DelĂ©mont", welche offenbar von Joseph Bonanomi angefĂĽhrt worden ist.
  • Die drei Angeklagten sind der Meinung, der Vorwurf des Betruges sei unverhältnismässig und entspreche nicht ihrem Vergehen.  Das Verfahren beeinträchtige ihren guten Ruf, und damit leide ihre Autorität als Lehrer.

 

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Seite 1

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1852.03.03 Gerichtsakten

1 Blatt Breite 34,5 cm, Höhe 22,5 cm, so gefaltet, dass 4 Seiten entstehen, Breite 17,2 cm, Höhe 22,5 cm.

 

Das Dokument gehört Ch. K. (332).

 

Seite 1

"La Cour d'appel et de cassation du Canton de Berne fait savoir par les présentes:

Qu'après avoir examiné la demande au révocation (Klage auf Abberufung von Beamten?) en date du 26 novembre 1851 formée pour le Conseil-Exécutif

contre

1. Joseph Rais, de et demeurant à Delémont,

2. Germain Imhoff, demeurant au dit lieu,

3. Joseph Bonanomi, demeurant également à Delémont,

en leur qualité de professeur au collège de la dite ville et le dernier en même temps comme professeur à l'école normale des institutrices de Delémont,

ainsi que les aactes de l'enquète et la défence des prèsvenus,

elle a reconnu.

(?)

Considérant

I.     Quant Ă  Joseph Rais et Germain Imhoff:

1. Que à teneur de l'article 14 de la loi du 20 février 1851, le Conseil Exécutif est autorisé à soulever la question de la révocation d'un fonctionnaire (Abberufung eines Beamten) dans des cas semblables à celui dont s'agit;

2. que les faits qui servent de base à la demande du Conseil Exécutif sont constants;

3. que néanmoins la cour, en égard aux circonstances de fait, en tant que cela concerne Mr. Rais et Imhoff, n'a pas encore pu se former une conviction morale suffisante pour prononcer leur révocation;

 

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Seite 2

"II.    Quant Ă  Joseph Bonanomi:

Considérant:

1. que ce dernier qui est en même temps professeur au Collège et à l'école normale des institutrices de Delémont, a été condamné par le juge du district de Moutier sous la date du 25 août 1851, pour bruits nocturnes et injurieux, et par la cour suprème, pour fraude électorale, sous la date du 28 octobre même année;

2. que les faits sur lesquels sont basés la demande en révocation du Conseil-Exécutif, le tout passés depuis la première délibération de la loi sur la revocation des fontionnaires (20 novembre 1850), que par suite cette loi est applicable, art. 15 de la loi précitée;

3. qu'au vu de cet Ă©tat de choses, la cour a pu en effet se former la conviction morale que Bonanomi s'est rendu indigne de remplir plus longtemps les fonctions de professeur,

 

Par ces motifs et en application des articles 5, 7, 14 et 15 de la loi du 20 février 1851.

La Cour d'appel et de cassation 

statue:"

 

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Seite 3

"I.    Le Conseil-ExĂ©cutif est dĂ©boutĂ© (abweisen?) des fins de ses conclusions en ce qui concerne Joseph Rais et Germain Imhoff. Ceux-si sont libĂ©rĂ©s du paiement des frais. Ils n'auront Ă  rĂ©clamer aucune indemnitĂ©.

II.    Joseph Bonanomi est rĂ©voquĂ© de ses fonctions comme professeur au Collège de DelĂ©mont et en mĂŞme temps comme professeur Ă  l'Ă©cole normale des institutrices du dit lieu.

Il est condamné à un tiers des frais.

 

Donné à Berne le 24 février 1852

au nom de la cour d'appel et de cassation:

Le Président. signé: (3 unleserliche Namen).

Transmis par le Conseil Exécutif au Préfet du district de Delémont pour le communiquer aux inculpés (?); on lui fait toute fois observer que la Direction de l'éducation a été chargée de l'éxécution ultérieure du dit arret.

Berne, le 3 mars 1852.

au nom du conseil-Exécutif:

Le Président, signé: L. Fischer (?).

Le Secrétaire d'Etat, signé. L. Kurz.

(frais indiqués au dos du jugement: fr: 25.51.)"

 

Kurzfassung

François Joseph Bonanomi (32) wurde am 25. August 1851 (28-jährig) durch das Bezirksgericht von Moutier bestraft wegen nächtlichen Lärmens und Schimpfens mit dem Gesangsverein Delémont in Moutier. Am 28. Oktober 1851 wurde er vom Obergericht wegen Wahlbetrugs oder etwas Ähnlichem zusammen mit zwei Professoren-Kollegen seines Lehramtes am Collège de Delémont und am Lehrerinnen-Seminar in Delémont seines Amtes enthoben.

Mit seinen beiden Kollegen Rais und Imhoff reichte er am 14. Dezember 1851 beim kantonalen Appellationsgericht Rekurs ein gegen die Entlassung als Lehrer. Dieses hiess am 24. Februar 1952 die Rekurse von Rais und Imhoff gut, womit diese beiden weiterhin als Professoren tätig sein durften. Der Rekurs von François Joseph Bonanomi hingegen wurde abgewiesen. 

 

Persönliche Gedanken von Paul Märki (4060)

François Joseph Bonanomi (32) hatte am Collège de DelĂ©mont eine Blitzkarriere gemacht: Bereits vier Monate vor seinem Schulabschluss, noch vor seinem 18. Geburtstag, bekam er im Jahre 1841 einen Lehrauftrag fĂĽr die Fächer Gesang und Schreiben, später auch die Professur fĂĽr Naturwissenschaften. Und nun wurde er bereits 1852, nur 10 Jahre später, mit Schimpf und Schande von der Schule gejagt!  Waren da wohl auch Neid und Missgunst seiner älteren Lehrerkollegen mit im Spiel? François Joseph war sehr aktiv. Er war damals bereits Sekretär der Sektion DelĂ©mont der "SociĂ©tĂ© jurassienne d'Emulation", einer gelehrten Gesellschaft, wo er bereits eine Vielfalt von Themen vorgetragen hatte. Einige Beispiele: Zusammenstellung von meteorologischen Beobachtungen von Dr. Helg, Recherchen im Archiv von DelĂ©mont ĂĽber die Wirren von 1740, Notizen ĂĽber Fossilien des Bradfordien bei DelĂ©mont, Zusammenstellung verschiedenr Schriftarten, Auszug aus einem Werk von Limouzin-Lamothe "Des engrais et leur conservation", Pflanzenliste des Distriktes von DelĂ©mont, gemeinsame geologische Arbeit mit Greppin, Fossilienkatalog der Schulsammlung,  und weiteres. Waren seine Lehrerkollegen auch so aktiv gewesen?

 

Das Obergericht hatte seine beiden Kollegen Rais und Imhoff, mit denen er gemeinsam einen Wahlbetrug oder etwas Ă„hnliches verĂĽbt hatte, freigesprochen und diese konnten am Collège weiter unterrichten. François Joseph hingegen blieb von der Schule ausgeschlossen, vermutlich wegen der vorangehenden Verurteilung wegen Nachtruhestörung in Moutier, die ihn mit dem Makel "vorbestraft" belastete. Der Polizist von Moutier hatte wohl einen Rapport geschrieben ĂĽber das in Moutier beanstandete Verhalten des 28-jährigen François Joseph, dem Sohn seines damals 66-jährigen Polizistenkollegen Joseph Bonanomi (27) in der Nachbarstadt DelĂ©mont. Und dieser Rapport hatte vielleicht den Ausschlag dazu gegeben, dass nun Joseph seine Arbeit als Lehrer verloren hatte.

 

Die Entlassung hat François Joseph Bonanomi (32) vermutlich nicht nur wegen seiner angeschlagenen Ehre, sondern auch aus finanziellen GrĂĽnden hart getroffen. Er war bereits Vater der 4-jährigen Marie Lucie, der 3-jährigen Anne-Marie Elisabeth und des einjährigen Armand Louis Joseph Bonanomi (46). Im Jahre 1960 schrieben Monique Bonanomi (63) und Paul Märki (4060) das Heft "Familien Bonanomi-Rittener" auf Grund von Zivilstandsakten und gedruckten Quellen. Diese Quellen sagten natĂĽrlich nichts aus ĂĽber den Prozess von 1851/52, wohl aber verraten sie, was sich nachher ereignete: Geologische Studien zusammen mit Greppin, Liste von 100 Vogelarten, Zeichnungen von Fossilien, Ansichtszeichnung des Tales von DelĂ©mont, Nivellements mit E. Pallain und geologische Schnitte ausgehend von den Gängen der Bergwerke, vielleicht war er Leiter der Bergwerke und vielleicht schon damals Redaktor des "Courrier du Jura". Während des Winters 1853/54 wurde das Collège de DelĂ©mont geschlossen und die Regierung liess alle Lehrstellen neu ausschreiben. 

 

François Joseph Bonanomi (32) wurde erst am 30. Oktober 1858 wieder als Professor gewählt. Vielleicht hat sein Verdienst für eine mir unbekannte Leistung, für welche er im Jahre 1857 eine Medaille erhielt, zu dieser Rehabilitation beigetragen.

 

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Webseite erstellt durch Monique Bonanomi (63) und Paul Märki (4060)  am 2003.02.13. Letzte Revision am 2003.03.01


 

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