Anna Martha Zingg 1855 - 1940


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Meine Grossmutter, Anna Martha Zingg, geb. 20. Mai 1855, gest. 16. Februar 1940, (in meinem Buch "Stammbaum-Bonanomi" Nr. 138). 

 

Von Anna Martha gibt es sehr viele Dokumente. Ich werde diese nach Themen ordnen und für jedes Thema eine Webseite erstellen.

 

Bei den Personen gebe ich jeweils eine Nummer an. Diese Nummer bezieht sich auf die Nummer in meinem Buch "Stammbaum Bonanomi".

 


Brief von Paul Bonanomi (51) zum Andenken an seine Mutter Martha Zingg (138)

Mein Vater schrieb diesen Brief zwischen 1940 und 1944. Er publizierte ihn in der Zeitschrift "Der Bote, Schweizerische Wochenschrift zur Pflege christlichen Lebens im Gastgewerbe", 6. Jahrgang, Nr. 25 vom 3. und 10. Dezember 1944, Seite 98 und 99.
Format "Der Bote": 42 cm breit, 26.5 cm hoch, ein Mal gefaltet zum Format 21 cm breit, 26.5 cm hoch. Scan: "Der Bote" Seiten 97, 98, 99 und 100 (PDF 831 KB)
Paul Märki (4060) hat den Text des Briefes am 30. Oktober 2007 für diese Webseite transkribiert:

Zum Andenken einer Mutter

   Mein lieber Freund!

Du ersuchst mich um einige Zeilen zum Andenken meiner lieben Mutter selig. Ich will dir gerne entsprechen, nicht zur Ehre eines Menschen, sondern zur Ehre des Herrn, der überall an denen, die an Ihn glauben und Ihm vertrauen, sich als der grosse Retter und Bewahrer und allmächtige Herr erweist, auch im Gastgewerbe; denn meine Mutter war eine Wirtsfrau.
   Frühzeitig Witwe geworden, als meine Schwester und ich noch ganz klein waren, übernahm meine Mutter gemeinsam mit ihrer Schwester, ebenfalls Witwe mit drei kleinen Kindern, im grosselterlichen Haus im Stadtzentrum von Bern eine dort eingerichtete kleinere Speisewirtschaft. Sie brachte diese durch ungeheuren Fleiss, allerbeste Führung und Gottes Segen zu schöner Blüte. Ja, wirklich, Gottes Segen; Gottes offenbarer Segen im Gastgewerbe, und zwar nicht etwa bloss in materieller Hinsicht, dass meine Mutter uns eine gute Erziehung und Schulung konnte geben lassen, sondern vielmehr noch in geistiger Beziehung. Meine Mutter war auch als Wirtsfrau eine betende, gläubige Christin.
   Als junge Tochter in den Versammlungen des grossen Evangelisten Moody zum lebendigen Glauben erweckt, hat sie ihren Glauben durch die Trübsale ihrer Witwenschaft und durch die Gefahren eines Wirtschaftsbetriebes hindurch bewahrt, und sie selber ist bewahrt worden. In der hintern Wirtsstube, die uns als Wohnstube diente, lernten wir Kinder beten; dort erzählte uns die Mutter die heiligen Geschichten; nie hätten wir essen dürfen, ohne zu beten: Komme, Herr Jesu, sei Du unser Gast! (Welch wunderbares Gebet in einer Gastwirtschaft!) Wir gehörten zur Münstergemeinde. Jahraus, jahrein, regelmässig alle vierzehn Tage, abwechselnd mit ihrer Schwester, sass meine Mutter unter der Münsterkanzel. Als wir grösser wurden, nahm sie uns mit, und ich erinnere mich noch, wie meine Mutter oft weinte, wenn wir so, mitten unter den andern Leuten, auf der Kirchenbank sassen, und wir genierten uns. «Mamme, was hesch?» flüsterten wir. Zur Antwort drückte sie uns an sich. Das wollte wohl sagen: Wenn ich auch allein gelassen bin und den Lebenskampf allein ausfechten muss, so habe ich doch euch beide, und für euch bin ich da, Gott helfe mir!
   Als ich infolge einer unglücklichen Knieoperation zutode erkrankt war, gelobte meine liebe Mutter ihrem Gott und Heiland, wenn ihr Bub gesunden dürfe, müsse er dann Lehrer oder Pfarrer werden. Ihr Gebet wurde erhört, und Gott hat sie beim Wort genommen. Wenn auch ich dann im entscheidenden Alter nichts wissen wollte weder vom Lehrer- noch erst recht nicht vom Pfarrerwerden, meine liebe Mutter drängte nie, nie; sie schwieg, sie betete. Und als ich, als junger Schweizer Kaufmann im Ausland in den mannigfaltigen grossen geistlichen und sittlichen Jugendgefahren stund, schrieb sie nicht nur jeden Sonntag mit absoluter Pünktlichkeit einen lieben, oft auch gar strengen Brief. Vielmehr noch: sie betete täglich für ihren Bub, und ihr Gebet wurde erhört. Ihre Erhörung wirkte sich aus in wunderbaren Bewahrungen und darin, dass ich selber, weitab in Spanien, zum Glauben an Jesus Christus als meinen Heiland und Herrn überwunden wurde, und dass ich in der Folge den unmissverständlichen Ruf Gottes in den Dienst des Evangeliums erleben durfte, dem nicht mehr zu widerstreben war. Wenn ich heute Pfarrer bin, so verdanke ich es dem treuen Gebet meiner frommen Mutter, einer Wirtsfrau. Vielleicht wird durch diese Zeilen da oder dort eine Wirtsfrau oder ein Wirt im Glauben gestärkt, treu zu bleiben oder in Busse wieder treu zu werden dem Herrn, dem sie einmal Treue gelobt haben. Und Er will ja nichts anderes, als die alle reichlich segnen, was auch immer ihr irdischer Stand und Beruf sei, sie bewahren und zum Segen setzen, wenn nur sie sich Ihm hingeben und Ihm vertrauen.

Dein Pfarrer P. Bonanomi.


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